Was tun wenn man/ frau einen Brief bekommt. Eine Rechnung, die aber eigentlich ein Angebot ist. Nur im ersten Moment der Irritation wird dies als solches nicht erkannt ...

 

Man/ Frau schreibt eine Entgegnung der etwas anderen Art :)

 

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„Alfons Egbert“

ein Brief an eine Datenbankfirma, die Post mit etwas irritativem Inhalt verschickt.

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich habe heute auf dem Postweg ein Schreiben von Ihnen bekommen, mit einer Zahlungsaufforderung von EUR 980,-- für den Eintrag „antsix surreales und monumentales“ in Ihre Datenbank.

 

Ich sage Ihnen, ich war zuerst sowas von irritiert, da es mir nicht bewusst war, dass ich von Ihnen etwas bestellt hätte. Ja es stimmt, ich habe vor geraumer Zeit meinen Markennamen sichern lassen und dachte mir aber, dass bereits alles beglichen sei.

Als meine Frau nach Hause kam, fragte ich Sie zaghaft, ob Sie etwas über eine ausstehende Schuld von EUR 980,-- wüsste. Sie müssen wissen, ich fragte deswegen zaghaft, da meine Frau ja zugleich meine Steuerberaterin ist. Und da ich es in der letzten Zeit mit meinen Unternehmensausgaben doch etwas zu bunt getrieben habe, so reagiert sie nun halt etwas sehr sensibel auf mich.

 

Ich sage Ihnen, als meine Frau Ihr Schreiben las, bekam Sie einen Tobsuchtsanfall sondergleichen. Die Schreierei war ja noch das Erträgliche. Denn daran habe ich mich ja seit unserer Heirat schon gewöhnt. Aber Sie müssen wissen, wenn meine Frau so richtig in Fahrt kommt und so richtig loslegt, dann ist in ihrer unmittelbaren Umgebung nichts sicher. Ich sage Ihnen, gut dass Sie den Brief per Post geschickt und ihn nicht persönlich vorbeigebracht haben. Leider bekam Sie in diesem Zustand der äußersten Erregung den schweren Suppentopf zu fassen und schleuderte diesen mit vollster Wucht in die hinterste linke Ecke unserer Wohnküche. Gott sei gedankt, dass wir an diesem Tag die Suppe schön brav aufgegessen hatten. Ich sage Ihnen, das wäre ansonsten eine Suppenschweinerei gewesen. Aber leider hatte sich gerade zu diesem Zeitpunkt unser Hamster Alfons Egbert in der besagten Ecke zur Essenseinnahme der dort ausgelegten Obststückchen eingefunden. Diese legen nämlich, normalerweise, unsere Kinder unserem Hamster Alfons Egbert, jeden Tag, zu seinem halbstündigen Käfigausgang dorthin. Sie schauen ihm dann ganz entzückt und mit freudenstrahlenden Lächeln dabei zu, wie er diese Obststückchen in seine Hamsterbäckchen steckt. Und wieder sei Gott gedankt waren unsere Kinder heute nicht zugegen, da sich ihre Klavierstunden verschoben haben.

 

Ich sage Ihnen, ich habe unseren Hamster, nachdem ihn der schwere Suppentopf getroffen hatte, noch nie so platt gesehen. Wir haben natürlich sofort versucht unseren Hamster wiederzubeleben. Aber Sie wissen wahrscheinlich eh, wenn einmal etwas so richtig plattgedrückt ist, dann lässt sich das auch nicht mehr so richtig aufblasen. Es blieb uns deshalb auch nichts anderes übrig, als unseren Hamster „Alfons Egbert“ umgehend über das WC zu entsorgen. Aber beim Hinunterspülen haben wir ihm noch, um unserer besonderen Trauer kundzutun, die ersten beiden Strophen des Liedes „Ich hatte einen Kameraden“ nachgesungen. Da war er dann aber schon in der Wiener Kanalisation unterwegs. Ach ja, morgen müsste er wahrscheinlich dann schon bei Ihnen in Bratislava in der Donau vorbeitreiben. Das müsste so um 11:00 Uhr vormittags sein. Vielleicht könnten Sie dann ja auch kurz innehalten und an unseren Alfons Egbert gedenken. Das wäre schon sehr nett von Ihnen. „Ich hatte einen Kameraden“ müssen Sie ja nicht singen, denn gekannt haben Sie ihn ja nicht.

 

Aber vielleicht war es eh ganz gut, dass es so gekommen ist. Denn unser Alfons Egbert war ja schon über zwei Jahre alt und hatte an Gicht und chronischem Asthma gelitten. Da er auch viel zu dick war, hat unser Tierarzt gemeint, dass wir jederzeit bei ihm mit einem Herzinfarkt rechnen müssen.

 

Aufgrund dieses traurigen Ereignisses wieder ihre innere Ruhe gefunden, betrachtete meine Frau nun nochmals ihr Schreiben. Ihr fiel auf, das ganz unten, ganz klein und in hellstem grau noch was geschrieben stand. Da meine Frau und ich beide schaßaugert sind (ich habe im Google eine slowakische Übersetzung für diesen typischen Wiener Ausdruck gesucht und schaßaugert heisst auf Slowakisch so viel wie „kurva oko“), setzte sie sich ihre Brille auf und las, dass dieses Schreiben ja eigentlich ein Angebot und keine Zahlungsaufforderung ist. Ich sage Ihnen, wir waren so was von erleichtert und glücklich.

 

Ich weiß eh wie blöd das mit der Bildgestaltung in diesen Textverarbeitungsprogrammen ist. Weil gegen Ende hin wird der Platz immer knapper. Und daher muss die Schrift dann am Ende eines Schreibens, dort halt ganz klein angesetzt werden, sodass sich das Ganze noch auf einem Blatt Papier ausgeht. Ach ja, und wahrscheinlich geht Ihrem Drucker auch schon der Toner aus. Weil die letzten Zeilen in ihrem Schreiben sind so hell. Vielleicht können Sie aber am Anfang der nächsten Schreiben sogleich ganz oben vermerken, dass man sich, aufgrund der misslichen Textgestaltung der letzten Zeilen, gleich eine Brille aufsetzen sollte. Ansonsten kommen wahrscheinlich noch mehr Hamster zu Schaden. Natürlich hat nicht ein jeder Leser ihrer Angebotsschreiben einen Hamster. Aber genauso taugen Kanarienvögel und Katzen und so. Halt all die kleinen Haustiere, die man im Zustand einer ausserordentlichen Erregung, natürlich ohne Vorsatz, mit einem schweren Suppentopf platt machen kann. Und das wäre ja schade, nur weil man die letzten Zeilen eines Schreibens ohne Brille nicht lesen kann.

 

Ach ja, Sie müssen für unseren verblichenen Hamster mit keinen Regressionen, wie etwa Bestattungskosten oder so rechnen. Wir haben diesen ja über die Klospülung entsorgt. Und der Preis für das hinuntergelassene Wasser ist ja nicht der Rede wert. Und als Erklärung für unsere Kinder, wegen des Ablebens von Alfons Egbert, da wird uns schon was einfallen. Darüber müssen Sie sich wirklich auch keine Sorgen machen.

Da ich ja bereits erwähnt habe, dass ich derzeit nicht über die monetären Mittel verfüge, Ihr interessantes Angebot anzunehmen, schlage ich vor, dass Sie meine Homepage www.antsix.com besuchen. Denn dort finden Sie viele Bilder von mir, die ich auch zum Verkauf anbiete. Vielleicht sind Sie ja an einem Tauschgeschäft interessiert. Quasi Bild gegen Eintrag. Aber sagen Sie bitte nichts meiner Frau von meinem Vorschlag. Denn als meine Steuerberaterin erwartet Sie ja, dass ich die Bilder gegen richtiges Geld verkaufe. Denn dann beginnt Sie noch zu toben und unser Goldfisch August Robert, der ist noch viel zu jung, sodass wir letztlich auch ihn über die Klospülung bestatten müssen.

 

In freudigster Erwartung ihrer Antwort verbleibe ich

mit herzlichen Grüßen

Anton Six

 

 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diese Geschichte liegen beim Autor Anton Six.
All rights of this story belong to its author Anton Six.